Hervorgehobener Beitrag

Besuch aus Düsseldorf bei Goldrute e. V.

Es war uns eine große Ehre, am 10. Mai 2023 Besuch aus der Landesregierung Düsseldorf empfangen zu dürfen: Berivan Aymaz, Vizepräsidentin des Landtags, Josefine Paul, Ministerin für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen, und Landtagsabgeordnete Antje Grothus hatten sich auf den Weg nach Düren gemacht, um sich über das Migrantinnen-Netzwerk gegen häusliche Gewalt zu informieren.

Sie zeigten sich nicht nur beeindruckt von der Arbeit unserer ehrenamtlichen Beraterinnen, sondern auch vom großen Rückhalt, den das Migrantinnen-Netzwerk im Kreis Düren und der Stadt Düren erfährt, was von Landrat Wolfgang Spelthahn und Bürgermeister Frank Peter Ullrich in ihren Redebeiträgen eindrücklich unterstrichen wurde.

Wir danken allen Gästen für die Wertschätzung, die uns durch ihren Besuch zuteil wurde und für den angeregten Austausch darüber, wie die Arbeit des Migrantinnen-Netzwerks auch in Zukunft erfolgreich fortgesetzt werden kann.

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Was Rechtsextremismus mit Gewalt gegen Frauen zu tun hat und warum es so wichtig ist, darüber zu sprechen

Was hat Rechtsextremismus eigentlich mit Frauenverachtung zu tun? Eine Betrachtung, die viel zu oft zu kurz kommt und der grundsätzlich aber auch gerade mit Blick auf die derzeitigen Entwicklungen besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden darf.

von Julia Hoffmann, Vorstand Goldrute e. V.

Goldrute e. V. und das Migrantinnen-Netzwerk gegen häusliche Gewalt sind spezialisiert auf die Beratung und Betreuung von Frauen mit Migrationshintergrund, die häusliche Gewalterfahrungen gemacht haben. Im Rahmen unserer Tätigkeit werden wir sowohl mit Misogynie als auch Rassismus konfrontiert. Größtenteils kommen wir in Berührung mit doppelter Diskriminierung, die geflüchtete oder migrantisch gelesene Frauen erfahren. Mit doppelter Diskriminierung meinen wir den rassistischen Umgang im Verlauf. Die Bewertung der Gewalt, der Umgang mit den Frauen in Behörden oder Frauenhäusern und nicht zuletzt der öffentliche Diskurs. Diskriminierende Strukturen in der Gesellschaft und in den Behörden führen dazu, dass es Unterschiede in der Reaktion auf die Gewalttaten gibt und die betroffenen Frauen sich dementsprechend häufig allein gelassen fühlen und nicht ausreichend unterstützt werden.

Im Folgenden möchten wir jedoch das Augenmerk auf den grundsätzlichen Zusammenhang zwischen Rechtsextremismus und Frauenfeindlichkeit legen, denn Frauenhass ist tief in der Ideologie der Ungleichwertigkeit der extremen Rechten verankert. Wir möchten sensibilisieren, dass Rechtsextremismus und Antifeminismus AUCH zusammengedacht werden, denn immer wieder zeigen sich Antifeminismus und Frauenhass als verbindende Elemente rechtsterroristischer Gewalttäter. Dieser Zusammenhang ist wichtig, damit Gewaltdynamiken vollumfänglich verstanden werden und Prävention zielgerichtet stattfinden kann.

Rechtes Weltbild und Frauenfeindlichkeit

Feminismus, verstanden als eine Bewegung, die sich gegen Herrschaftsverhältnisse innerhalb der patriarchalen Gesellschaft einsetzt, steht den politischen Zielen der extremen Rechten grundsätzlich entgegen. Zu den rechten Weltbildern gehört eine binäre Geschlechterordnung: Der Mann wird als der Frau übergeordnet und überlegen angesehen. Dementsprechend werden auch Diversität oder fließende Kategorien abgelehnt. Gesellschaftliche Entwicklungen, die auf die gleichen Rechte für alle abzielen, werden als Bedrohung und Gefahr für die Aufrechterhaltung von patriarchalen Strukturen verstanden, da die Überlegenheit von Männern als selbstverständlich angenommen wird und essenzieller Bestandteil des rechten Rollenbildes ist.

Frauen mit Pflastern auf dem Mund

Publikation „Alles Einzelfälle?“ © Amadeu Antonio Stiftung

Bislang fehlte allerdings eine systematische Aufarbeitung und Analyse, die untersucht, welche Rolle die Abwertung von Frauen und Weiblichkeit bei rechter Gewalt, Übergriffen oder rechtsextremen Tötungsdelikten spielt. Die Publikation „Alles Einzelfälle? Misogyne und sexistisch motivierte Gewalt von rechts“, veröffentlicht im Jahr 2022 durch die Amadeu Antonio Stiftung füllt diese Leerstelle und zeigt eindrucksvoll die Verknüpfungspunkte zwischen dem misogynen Grundpfeiler der rechtsextremen Ideologie und der sich daraus ergebenden Gefahr physischer und psychischer Gewalttaten gegen Frauen auf. „Im rechtsextremen Denken spitzen sich die patriarchalen und hierarchischen Geschlechtervorstellungen zu und werden mit einer generellen Legitimation von Gewalt verkoppelt. Jemand, der misogyn ist, ist nicht unbedingt ein Vertreter der extremen Rechten, aber die extreme Rechte ist misogyn.“

Halle, Christchurch, Utøya – neben Rassismus war Hass auf Frauen ein entscheidendes Motiv

Am 9. Oktober 2019 versucht ein Mann, in eine Synagoge in Halle einzudringen, um die Gemeindemitglieder, die sich dort anlässlich des jüdischen Feiertags Jom Kippur zusammengefunden haben, zu erschießen. Als ihm dies nicht gelingt, erschießt er zwei Menschen, die zufällig seinen Weg kreuzten. Für den Attentäter war neben Antisemitismus und Rassismus, Frauenhass ein entscheidendes Motiv für seine Tat. In dem von ihm veröffentlichten Video beginnt er seine Erklärung damit, dass der Feminismus der Grund für die sinkenden Geburtenraten im Westen und dass dies die Ursache für die weltweite Massenmigration sei.

Im März 2018 ermordetet ein Mann in Christchurch 51 Menschen, in dem er in zwei Moscheen um sich schießt. In seinem „Manifest“ legt er nahe, dass der Angriff fremdenfeindlich motiviert war und gezielt Muslimen galt. Darüber hinaus gibt er dem Feminismus die Schuld, dass Frauen nicht genug Kinder bekämen und es deshalb zu einem „Bevölkerungsaustausch“ mit den Muslimen komme.

Der Norweger Anders Breivik, der 2011 in Oslo und auf der Insel Utøya insgesamt 77 Menschen erschoss, schrieb: „Das Erstarken des Feminismus bedeutet das Ende der Nation und das Ende des Westens“. Frauenfeindlichkeit spielt in Breiviks „Manifest“ eine ganz zentrale Rolle: Ganze Absätze schrieb er darüber, dass man sich daran gewöhnen müsse, Frauen umzubringen. Überlebende seines Attentats berichteten, dass sie den Eindruck gehabt hätten, er habe ganz gezielt junge Frauen umbringen wollen.

Warum ist das Erkennen des Zusammenhangs zwischen Gewalt gegen Frauen und Rassismus so wichtig?

In der öffentlichen Wahrnehmung wird die Tatsache, dass rechtsextreme Gewalt häufig mit Frauenhass einhergeht, oftmals nicht gesehen oder thematisiert. Wir möchten deswegen Zusammenhänge zwischen misogynen Motiven und rechter Gewalt aufzeigen, damit diese in Prävention und zivilgesellschaftlicher Auseinandersetzung angemessene Berücksichtigung finden.

Wie in der Publikation der Amadeu Antonio Stiftung beschrieben, muss „im Falle von Morden und anderen Gewalttaten an Frauen durch Personen, die einem rechtsextremen Weltbild anhängen, eine mögliche frauenfeindliche Motivation untersucht werden, denn bislang wird in Fällen von sexistischer rechter Gewalt von Gerichten und Ermittlungsbehörden häufig nur ein vordergründiges Tatmotiv untersucht und anerkannt. Bei genauerer Betrachtung ergibt sich jedoch auch die Möglichkeit eines mehrdimensionalen Motivs. Das Gleiche gilt für die Einordnung einer Tat als sexistisch, misogyn oder antifeministisch. Diese Abwertungsideologien sind kein Indiz dafür, dass der Täter auch politisch motiviert gehandelt haben kann.“

Haltung zeigen!

Als Demokrat*innen haben wir die Pflicht, Haltung zu zeigen. Frauen sind nach wie vor in besonderem Maße von spezifischen Gewaltformen betroffen, und es wird in der Öffentlichkeit nur wenig darüber gesprochen, welche Rolle geschlechtsbezogene Ideologien und die Abwertung von Weiblichkeit bei rechter Gewalt, Übergriffen oder rechtsextremen Tötungsdelikten spielen.

Es ist wichtig zu verstehen, dass wir in einer Welt der Interdependenz leben. Es geht uns an, was mit unserem Gegenüber passiert. Damit wünschen wir rege Diskussionen und viel Beschäftigung mit diesem unglaublich wichtigen Thema.

Wir trauern um Micheline Kapanvule-Msapou

Micheline Kapanvule-Msapou

Micheline Kapanvule-Msapou

Die Vorstandsmitglieder von Goldrute e. V. und die Beraterinnen des Migrantinnen-Netzwerks gegen häusliche Gewalt sind tief traurig über den plötzlichen Tod von Micheline Kapanvule-Msapou, die im Alter von 68 Jahren verstorben ist.

Micheline war seit dem Start des Projekts im Jahr 2009 Beraterin des Migrantinnen-Netzwerks. Viele Jahre hat sie tatkräftig von Gewalt betroffene Klientinnen aus der afrikanischen Community beraten, begleitet und unterstützt.
Sie war eine einzigartige Frau, die uns durch ihre beeindruckende Lebensleistung, ihre Warmherzigkeit und Fröhlichkeit und nicht zuletzt durch ihre traditionsreiche und farbenfrohe Art, sich zu kleiden, beeindruckt hat.

Wir vermissen sie sehr und werden ihr immer ein ehrendes Andenken bewahren!

Rheinlandtaler 2022 für Goldrute e. V.

Urkunde und Preis Rheinlandtaler 2022 sind auf einem Tisch aufgebaut. Außerdem zu sehen ist die LVR-Museumskarte.Karin Schmitt-Promny (Stellvertretende Vorsitzende der Landschaftsversammlung Rheinland) steht bei ihrer Rede am Pult.Gruppenbild bei der Preisübergabe des Rheinlandtalers 2022. Karin Schmidt-Promny (LVR), Mitglieder von Goldrute e. V. und die Beraterinnen des Migrantinnen-Netzwerks gegen häusliche Gewalt.

Wir sind sehr stolz und freuen uns riesig über den Rheinlandtaler in der Kategorie „Gesellschaft“, der uns am 23. November 2022 vom Landschaftsverband Rheinland im Festsaal der LVR-Klinik Düren verliehen wurde! Es ist eine wunderbare Anerkennung für unsere ehrenamtlichen Beraterinnen vom Migrantinnen-Netzwerk, die an diesem Abend mit großer Wertschätzung für ihre wichtige Arbeit und ihren unermüdlichen Einsatz gewürdigt wurden.

Wir danken allen Beteiligten vom LVR, die diesen wunderschönen Abend organisiert und gestaltet haben, Karin Schmitt-Promny für ihre engagierte Laudatio, der stellvertretenden Landrätin des Kreises Düren, Astrid Hohn, und Bürgermeister Frank Peter Ullrich für Ihre einfühlsamen und anerkennenden Worte und allen Gästen, die gekommen sind, um diese Ehrung mit uns zu feiern

Wie unsere erste Vereinsvorsitzende Dr. Jadigar Kesdoğan in ihrer Dankesrede sagte: „Es ist für uns eine große Ehre, dass unsere Arbeit unsere Gesellschaft mitzugestalten und sie etwas besser zu machen mit dem Rheinlandtaler belohnt wird.“

Fotos: LVR/Ludolf Dahmen

Bundesverdienstkreuz für Roonak Aziz

Wir sind sehr stolz auf unsere Kollegin Roonak Aziz und gratulieren ihr ganz herzlich zur Auszeichnung mit dem Bundesverdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland durch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am 3. Dezember 2021 in Berlin!

Unter dem Motto „Engagement in der Einwanderungsgesellschaft“ würdigte er zum Tag des Ehrenamtes ihren herausragenden Einsatz für das Zusammenleben in Deutschland.

Unterstützung für Frauen in Afghanistan

Mit Entsetzen verfolgen wir die Geschehnisse in Afghanistan und sind besonders in Sorge um die afghanischen Frauen und Mädchen und alle, die sich bisher für ihre Rechte und Bildung eingesetzt haben.

Die Kolleginnen der Frauenrechts- und Hilfsorganisation medica mondiale aus Köln arbeiten seit Jahrzehnten mit und für die Frauen in Afghanistan. Wir teilen ihren Spendenaufruf und bitten alle, die sich dazu in der Lage sehen, medica mondiale  zu unterstützen, damit sie ihren afghanischen Projektpartner*innen beistehen können!

Interview mit Dr. Jadigar Kesdoğan: „Kette der Gewalt muss durchbrochen werden“

Im Rahmen einer Vorstellungsreihe von Vereinen und Verbänden im Kreis Düren wurde die erste Vorsitzende unseres Vereins Goldrute e. V., Dr. Jadigar Kesdoğan, am 28. März 2021 von der Zeitung am Sonntag interviewt.

Sie stellt das deutschlandweit einzigartige Beratungsangebot unseres Migrantinnen-Netzwerks gegen häusliche Gewalt vor, erläutert die Herausforderungen durch die Corona-Pandemie und berichtet von den schönsten Erlebnissen des Vereins. Lesen Sie den vollständigen Artikel hier (Vergrößern durch Klick aufs Bild):

Interview Zeitung am Sonntag

Interview mit Dr. Jadigar Kesdogan in der Zeitung am Sonntag 28.03.2021

Nermin Ermis über das Migrantinnen-Netzwerk: „Jede Frau ist für uns eine Bereicherung“

Nermin Ermiş, die Geschäftsführerin unseres Migrantinnen-Netzwerks gegen häusliche Gewalt, gab im Gemeindebrief der Evangelischen Gemeinde zu Düren Februar/März 2021 Einblicke in die Arbeit der Beraterinnen, die Zusammenarbeit mit Ämtern und Institutionen und die mühsamen Schritte, bei denen Klientinnen in ein gewaltfreies Leben begleitet werden:

„Für eine 18 Jahre lang gefangene Frau, die selbst im verschlossenen Sprechzimmer vor Angst zitterte, war der erste begleitete Spaziergang durch die Innenstadt der erste Riesenschritt und die Anmeldung in einem Fitnessstudio für Frauen ein weiterer. Heute absolviert sie eine Ausbildung in der Pflege und besucht ein Studio, in dem auch männliche Kunden trainieren“.

Lesen Sie den ganzen Beitrag hier (Klick aufs Bild öffnet PDF-Datei):

Zu Besuch bei Nermin Ermis, Geschäftsführerin Migrantinnen-Netzwerk gegen häusliche Gewalt

Goldrute e. V.: Stellungnahme zum Dürener CDU-Bürgermeisterkandidaten

Unsere Arbeit und unser Ziel

Die Beraterinnen des Migrantinnen-Netzwerks gegen häusliche Gewalt sind in ihrer Arbeit täglich damit konfrontiert, dass Frauen und Mädchen von psychischer oder körperlicher, sexualisierter Gewalt, Zwangsverheiratung oder Genitalbeschneidung bedroht sind. Das Migrantinnen-Netzwerk unterstützt die Mädchen und Frauen dabei, ihre eigenen Ressourcen zu aktivieren, um ihre aktuelle Lebenssituation verändern und ein Leben ohne Gewalt führen zu können. Unser Ziel ist, die Frauen und Mädchen zu stärken, sich aus der Gewaltsituation zu befreien und sie handlungsfähig zu machen für ein selbstbestimmtes, eigenverantwortliches Leben.

Migrantinnen stärken Migrantinnen

Die 15 Beraterinnen des Migrantinnen-Netzwerks stammen aus neun verschiedenen Ländern und Kulturen und sprechen 16 Sprachen. Dies ermöglicht ihnen die unmittelbare Kommunikation und Beratung der von Gewalt betroffenen Migrantinnen. Im Jahr 2019 haben die Beraterinnen 187 Migrantinnen aus 36 Herkunftsländern beraten. Insgesamt arbeiteten sie 2.228 Stunden. Im Jahr 2020 hat sich der Beratungsbedarf aufgrund der Corona-Pandemie bereits merklich erhöht. Häusliche Gewalt in der Corona-Krise ist für Frauen und Kinder ein zusätzliches Risiko. Für unsere Beratungsstelle liegt daher die Dringlichkeit darin, Gewaltschutz für Frauen und Mädchen auch in der Corona-Krise sicherzustellen.

Gewalt gegen Frauen

Gewalt gegen Frauen findet täglich statt. Auf der ganzen Welt. Sie wird unabhängig von kulturellem Hintergrund, Bildungsstand oder gesellschaftlichem Status ausgeübt. Weltweit erlebt jede dritte Frau – das sind eine Milliarde Frauen – in ihrem Leben körperliche oder psychische Gewalt. In Fällen von häuslicher Gewalt sind Frauen in der überwiegenden Zahl die Opfer, Männer üben in der überwiegenden Zahl körperliche oder psychische Gewalt gegen Frauen aus.

Als Beratungsstelle für von Gewalt betroffenen Frauen stehen wir bedingungslos auf der Seite der Frauen, die sich bei drohenden oder bereits geschehenen Gewalttaten hilfesuchend an uns wenden. Wir sind dabei darauf angewiesen, dass wir Unterstützung durch Polizei, Behörden und Gerichte finden, die Gewalttaten auf der Grundlage der geltenden Gesetze ahnden und verurteilen. Wir begleiten unsere Klientinnen ins deutsche Hilfesystem, das sie aufgrund sprachlicher Hürden und aus Unsicherheit bezüglich der Gesetzeslage in Deutschland selbst niemals von sich aus in Anspruch nehmen würden.

Wir sind ebenfalls auf die Unterstützung der Politik sowie der städtischen und kommunalen Verwaltung angewiesen, denn wir finanzieren unsere Arbeit zum größten Teil durch Projektgelder. Hierbei ist es gerade für uns von größter Wichtigkeit, dass wir den Menschen, mit denen wir zusammenarbeiten, bedingungslos vertrauen können. Wir müssen sicher sein können, dass sie unsere Ziele und Werte teilen. Wenn sie als Amtsträger Schirmherrschaften für unsere Aktionen übernehmen, müssen sie sich bei öffentlichen Auftritten glaubhaft gegen Gewalt an Frauen positionieren.

Stellungnahme zum Dürener CDU-Bürgermeisterkandidaten

Im Fall von Thomas Floßdorf, der als Kandidat der CDU Düren für die Bürgermeisterwahl im September 2020 antritt, kennen wir den berichteten Sachstand über einen massiven gewalttätigen Angriff auf seine ehemalige Lebensgefährtin im Jahr 2015 sowie die rechtlichen Folgen für ihn. Und wir kennen seine Stellungnahme vom 7. August 2020, die mit den Worten beginnt:

„Bevor ich dazu weiter Stellung nehme, möchte ich Eines voranstellen: Als Familienvater und Christ lehne ich jegliche Form von Gewalt ab. Ich habe vor fünf Jahren in einer für mich persönlich schwierigen Situation diesen Strafbefehl auch akzeptiert, weil er keinerlei Konsequenzen für mein erweitertes Führungszeugnis hatte und hat. Das Thematisieren dieses juristisch abgeschlossenen, privaten Vorfalls inmitten des Bürgermeisterwahlkampfs hat den Anschein, als wolle ‚Hans Wurst‘ mir nicht nur politisch, sondern auch privat und beruflich in großem Ausmaß Schaden zufügen.“

Wir können seine zurückliegende Tat nur anhand der bekannten Fakten bewerten. Die Gewalttat fand statt, er erhielt einen Strafbefehl und zahlte die verhängte Strafe. Seiner Stellungnahme entnehmen wir die Worte, dass er „als Familienvater und Christ“ Gewalt in jeglicher Form ablehnt. Zu seiner Tat selbst nimmt er nicht Stellung. Dagegen schreibt er, dass er sich als Opfer einer politischen Kampagne sieht, die durch die Offenlegung der Fakten seine Familie und sein politisches Fortkommen gefährdet.

Thomas Floßdorf möchte und muss keine Stellung zu seiner Tat nehmen. Wir können seine Einstellung zur Tat und den Konsequenzen, die er persönlich für sich daraus zieht, dann allerdings nur seiner Handlungsweise seitdem entnehmen. Hier konnten wir in den vergangenen Jahren nicht erkennen, dass er sich aktiv eingesetzt hat, Gewalt gegen Frauen zu bekämpfen, wie die Beraterinnen des Migrantinnen-Netzwerks, die Kolleginnen von Frauen helfen Frauen Düren und alle anderen Mitstreiterinnen und Unterstützer es vehement und kontinuierlich tun.

Wir haben keine Kenntnis davon, dass er seine Möglichkeiten als langjähriger Stadtrat und stellvertretender Bürgermeister genutzt hätte, um die Hilfsangebote für von Gewalt betroffenen Frauen in seiner Heimatstadt Düren zu sichern und auszubauen oder sich für Programme und Aktionen zur Gewaltprävention einzusetzen.

Wir kennen aus langjähriger Erfahrung die Worte und Reaktionen von Tätern nach Gewalttaten gegen Frauen. Und wir kennen ihre traumatisierten Opfer, deren Leben untrennbar mit den Gewalttaten verknüpft bleiben, die ein Leben lang darunter leiden.

Herr Floßdorf hat den „Strafbefehl auch akzeptiert, weil er keinerlei Konsequenzen für mein erweitertes Führungszeugnis hatte und hat“. Ein einwandfreies Führungszeugnis ist für die Ausübung eines politischen Amts selbstverständliche Voraussetzung. Von Aufrichtigkeit und Rückgrat zeugt aber nicht allein das Führungszeugnis. Davon zeugen Worte und Taten, die Integrität erkennen lassen. Die Worte seiner Stellungnahme haben uns beim Thema, um das sich unsere tägliche Arbeit leider dreht, nicht überzeugt, mit ihm gemeinsam glaubwürdig gegen Gewalt gegen Frauen in Düren kämpfen zu können. Dies wäre eine notwendige Grundlage für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit einem potenziellen Bürgermeister Thomas Floßdorf.

Der Vorstand von Goldrute e. V.

Corona-Pandemie erhöht den Beratungsbedarf bei häuslicher Gewalt

Mit Ausbruch der Corona-Pandemie sind leider die Fälle häuslicher Gewalt angestiegen, so dass sich auch der Bedarf an Beratung und Unterstützung durch das Migrantinnen-Netzwerk erhöht hat.

„Die 18 Beraterinnen wurden in der Hochphase der Pandemie häufiger als üblich gebraucht: Im März, April und Mai waren es jeweils fünf Frauen mehr als sonst, die Hilfe suchten. ,Das ist viel‘, sagt Geschäftsführerin Nermin Ermis.” So berichtete Anne Schroer Anfang Juli über die gestiegenen Fallzahlen beim Migrantinnen-Netzwerk in der Dürener Zeitung in ihrem Artikel „Gewaltopfern auf Augenhöhe helfen“:

Bericht über Goldrute in der Dürener Zeitung

Dürener Zeitung, 6.7.2020

Auch die „Neue Jülicher“ von Bündnis 90/Die Grünen des Kreisverbands Jülich griff das Thema in ihrer August-Ausgabe auf:
„,Häusliche Gewalt in der Corona-Krise ist für Frauen und Kinder ein zusätzliches Risiko. Für unsere Beratungsstelle liegt daher die Dringlichkeit darin, Gewaltschutz für Frauen und Mädchen auch in der Corona-Krise sicherzustellen‘, so die Vorsitzende des Vereins, Frau Dr. Jadigar Kesdogan“.

Gastbeitrag von Goldrute in der „Neuen Jülicher“ von Bündnis 90/Die Grünen

„Die Neue Jülicher“ von Bündnis 90/Die Grünen, Ausgabe 10 (August 2020)

Klicken Sie auf das jeweilige Bild, um die vollständigen Beiträge zu lesen.

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Goldrute e. V.
Sparkasse Düren
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